| Designpreis Rheinland-Pfalz 2012 - Kommunikationsdesign

Lemke: „Kommunikation ist alles und Design vermittelt die Inhalte“

Infraschall kann man nicht sehen und nicht hören - ein Team mit Sounddesignern und Programmierern machte die Schallwellen in Bildern und Tönen gleichwohl sichtbar – und gehört damit zu den Gewinnern des Designpreises Rheinland-Pfalz, der in diesem Jahr für Kommunikationsdesign vergeben wurde. 153 Projekte wurden für den Wettbewerb eingereicht, eine Jury wählte 21 Arbeiten aus. Wirtschaftsministerin Eveline Lemke hat heute im Mainzer Landesmuseum die 7 Preise und 14 Auszeichnungen für hervorragendes Design verliehen.
Ministerin Eveline Lemke mit Einigen der Designpreisträger. / Foto: Lutz Sternstein

„In einer immer komplexer werdenden Gesellschaft ist Kommunikation alles. Unsere Kommunikationswege werden immer verzweigter und anspruchsvoller. Neben den klassischen Medien spielen Internet und soziale Netzwerke inzwischen wesentliche Rollen. Das verändert die Anforderungen an die Gestaltung der Kommunikation kontinuierlich“, stellte Ministerin Lemke fest. „Kommunikationsdesign trägt entscheidend dazu bei, dass Inhalte verstanden und an die gewünschten Zielgruppen übermittelt werden. Das Erbe Gutenbergs ist lebendig und entwickelt sich stetig fort. Das Buch behält dabei gleichwohl seinen Platz. Kommunikationsdesign nimmt als Wettbewerbs- und Innovationsfaktor direkten Einfluss auf den Erfolg und die Akzeptanz von Produkten und Dienstleistungen.“

Die Preisverleihung fand zum Abschluss der Mainzer Designgespräche statt, die sich in diesem Jahr mit „Multisensueller Kommunikation“ - Hören, riechen, fühlen, sehen in der Gestaltung - beschäftigten. Die Verleihung erfolgte im Landesmuseum Mainz mit Unterstützung der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz.

Das Spektrum der Preisträgerarbeiten ist groß und reicht von Tischtennisschlägern, die man sich individuell gestalten kann über die Straßenzeitung „Obdach“ und ein Magazin mit Straßenschilder-Optik bis zu einem Gedichtband, der Hurenkindern aus über 500 Literaturklassikern neues literarisches Leben einhaucht. Ausgezeichnet wurde außerdem eine Analyse zur visuellen Identität von Staaten und deren Bewohnern sowie die Ausstellung „Moving Types“ im Gutenberg-Museum, die Besucher anstiftete, mit iPad auf die Suche nach Kurzfilmen zu gehen. Die sieben preisgekrönten Arbeiten wurden gestaltet von Franziska Haube, Mainz; Sebastian Thönnes, Speyer; Christian Rau und Lukas Weber, Mainz; Martin Stein (OneMan Agency), Neuwied; Christoph Ringel (Ringel & Partner), Trier; Daniel Beißmann, (Autorenkombinat TV Produktion), Mainz sowie; Prof. Anja Stöffler, FH Mainz und Prof. Ralf Dringenberg, HfG Schwäbisch Gmünd.

Ministerin Lemke dankte dem Designforum Rheinland-Pfalz - descom für die Betreuung des Designwettbewerbs. Auch die „Mainzer Designgespräche“ wurden von descom (www.descom.de) mit Förderung des Wirtschaftsministeriums und unter Mitwirkung des Rats für Formgebung/German Design Council veranstaltet. Ein weiterer Dank der Ministerin ging an die Jury für ihre engagierte und professionelle Arbeit. Seit 1994 setzt sich die Landesregierung mit dem Designpreis Rheinland-Pfalz für Produkt- und Kommunikationsdesign dafür ein, Design als Wirtschafts- und Wettbewerbsfaktor in Unternehmen zu verankern. Die Designwirtschaft erbringt 17 Prozent des Umsatzes in der Kultur- und Kreativwirtschaft (2010) des Landes. In Rheinland-Pfalz sind über 39.000 Menschen in über 10.000 Unternehmen in diesen Branchen beschäftigt.

 

Infos zu Pressefotos zum Termin: Wirtschaftsministerium, Nicola Diehl, Telefon 06131-16 2220 oder pressestelle(at)mwkel.rlp.de sowie Designforum Rheinland-Pfalz, redaktion(at)descom.de

 

Die Preisträger-Arbeiten

jeweils mit Auszug aus der Jury-Bewertung (keine Reihenfolge):

 

Design Talents: 

 

Kategorie Editorial Design

Diplomarbeit: Straßenzeitung „Obdach“

Design: Franziska Haube, Mainz

Projektpartner: Fachhochschule Mainz, Prof. Johannes Bergerhausen

  • Die Straßenzeitung Obdach kommt ganz unprätentiös daher – und genau darin liegt ihr Charme. Der typografisch schlicht-klassische Aufbau erlaubt viel Freiraum. Gezielt wurde hier konzeptionell „einfach“ gedacht, um Menschen eine Plattform zu geben, deren Möglichkeiten eingeschränkt sind. An jeder Ausgabe arbeiten obdach- oder mittellose Menschen mit, die mit eigenen Texten, Gedichten, Geschichten, Fotografien oder auch Fundstücken der Straßenzeitung ein Gesicht geben. So ist ein Projekt entstanden, das nicht nur gestalterisch zu bewerten ist. Obdach ist ein Geschenk für unsere Gesellschaft und verdient Anerkennung.

 

Kategorie Editorial Design

Diplomarbeit: Buch „SEIN SCHEINEN“

Design: Sebastian Thönnes, Speyer

Projektpartner: Hochschule Darmstadt, Prof. Frank Philippin

  • Wer, von allen, die sich mit Satz und Typografie beschäftigen, hätte kein besonderes Verhältnis zu Schusterjungen und Hurenkindern? So auch Sebastian Thönnes. In 519 Klassikern der Literatur hat er systematisch nach Hurenkindern gefahndet. Er hat sie aus ihrem Kontext herausgenommen und neu zusammengesetzt. Zu Gedichtszeilen und Versen, in denen der Satzfehler kein Fehler mehr ist, sondern – ganz im Gegenteil – ein konstitutives Element der poetischen Produktion. Der so entstandene kleine Gedichtband kommt leise und hintersinnig daher. Als eine kleine Hommage an den Satzfehler. Mehr noch: an die Schönheit des Fehlers überhaupt. Darin liegt die Poesie des kleinen Werkes von Sebastian Thönnes. Wer sich darüber hinaus davon anregen lässt, über die Metapher des Fehlers, ja vielleicht sogar über eine Kultur des Fehlers, neu nachzudenken – ist selber schuld.

 

Kategorie Design Studies&Research

Diplomarbeit: Buch, „GOOD PEOPLE, GREAT NATION“

Design: Christian Rau und Lukas Weber, Mainz

Projektpartner: Fachhochschule Mainz, Prof. Robert Paulmann, Prof. Ulysses Voelker

  • Designforschung oder Forschung durch Design ist ein spannendes und hochaktuelles Feld, das dank des Engagements des Designforums Rheinland-Pfalz – descom nun auch im Rahmen eines Wettbewerbs thematisiert wird. Die Analyse der visuellen Identität von Staaten und deren Bewohner mit dem Titel „Good People, Great Nation“ ist gerade in Zeiten des Nation- und Citybrandings eine hochaktuelle und gesellschaftlich relevante Thematik, die leider bisher wenig beachtet wurde, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Disziplin. Insbesondere die politische und soziale Verantwortung der Designdisziplin wird hierbei in der Arbeit ausführlich thematisiert und untersucht, was in Designkreisen leider nicht üblich ist. Dass dies nicht auf verstaubte, trockene Art passieren muss, sondern auch visuell reizvoll sein kann, zeigt diese Arbeit auf vortreffliche Art und Weise.

 

 

Auftragsarbeiten

 

Kategorie Corporate Design

Corporate Design „SOULSPIN“

Design: OneMan Agency GmbH,Neuwied(Martin Stein)

Auftraggeber: Schneider Team UG & Co. KG, Neuwied

  • Produktkonfiguratoren sind oft sperrig und schwierig zu bedienen. Die Website überzeugt durch die durchgängig saubere Gestaltung von der Startseite über den Produktkonfigurator bis hin zu den Messhilfen, die man auf dem heimischen Drucker ausdrucken kann. Der Gesamtprozess, mit dem man mittels Hintergrundinformationen, Produktfotos von einer ersten Idee zum individuell angefertigten Einzelstück kommt, ist durchdacht und liebevoll gestaltet. Durch die Zugänglichkeit wird eine ganz neue Produktkategorie möglich gemacht.

 

KategorieEditorial Design

Editorial Design „CRANES“

Design: Ringel & Partner, Trier (Christoph Ringel)

Auftraggeber: STEIL KRANARBEITEN GmbH & CO. KG, Trier

  • Im Fall dieses Projektes wird deutlich, wie wichtig ein gutes Gespann aus Gestalter und Auftraggeber ist. Ausgezeichnet werden Ringel&Partner für ihre qualitativ hochwertige Arbeit, als auch der Auftraggeber, die Firma Steil Kranarbeiten für den Mut, oder passender, für die Einsicht, in ihrem Segment ein Kommunikationsmedium zu entwickeln, das sowohl inhaltlich, als auch gestalterisch spannend und zeitgemäß ist. Ein tolles Beispiel für gutes Kommunikationsdesign, zielgruppengerecht ohne dadurch den ‚kleinsten grafischen Nenner‘ bedienen zu müssen. Die grafische Sprache ist einprägsam, zitiert die Farbigkeit und grafische Elemente von Baustellen und arbeitet so ironisch mit dem visuellen Vokabular der Branche.

 

Kategorie Film/Audio

Film „Was haben ein Elefant und ein Spaceshuttle gemeinsam? - Infraschall“

Design: Autorenkombinat TV Produktion, Mainz (Daniel Beißmann)

Auftraggeber: Burda Creative Group GmbH, München

 

  • Infraschall kann man nicht sehen und nicht hören – und nur in wenigen Fällen spüren. Trotzdem hat sich das Unternehmen Sennheiser in seinem Geschäftsbericht 2011 in zahlreichen Artikeln ausführlich mit dem Thema beschäftigt. Als audio-visuelle Darstellung eines Essays des Akustikexperten Steven J. Orfield entwarf Autorenkombinat aus Mainz Bildwelten, die sich an den Mustern von Schallwellen orientieren. Mit einem schlichten Punktraster zeigen sie nicht nur, wie sich der Infraschall verbreitet, sondern formen auch Tiere und Gegenstände, die niederfrequente Wellen aussenden – vom Vulkan, über das Spaceshuttle bis zum Elefanten. An der Arbeit der TV-Produzenten sowie ihrem Netzwerk aus Mainzer Sounddesignern und Programmierern überzeugten die Jury die einfachen und klaren Bilder und Töne, die das schwer fassbare Phänomen gekonnt in Szene setzen.

 

Kategorie Kommunikation im Raum

Ausstellung „Moving Types - Lettern in Bewegung“

Design: Prof. Anja Stöffler, FH Mainz, Prof. Ralf Dringenberg, HfG Schwäbisch Gmünd

Auftragnehmer: Z ZG Zentrum Zeitbasierte Gestaltung, FH Mainz/
Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd

  • Die Ausstellung überzeugt durch das integrale Konzept zur Präsentation der über 350 Filmausschnitte. Das gemeinsame Stöbern und Entdecken, das Teilen und Empfehlen sowie das gemeinsame Anschauen in kleinen und großen Gruppen werden jeweils über differenzierte digitale Funktionen unterstützt. In der Bedienung schnell zu durchschauen, gibt die Ausstellung einen Blick auf die Zukunft und führt vor, wie aus inszenatorisch schwierigen Inhalten ein unterhaltsamer und lehrreicher Erfahrungsraum wird.

 

 

Die Auszeichnungen

 

Design Talents

Diplomarbeit: Verlagsmesse „ABOUT“ - Independent Publishing Fair

Design: ABOUT - Team

Projektpartner: Fachhochschule Mainz, Prof. Ulysses Voelker

 

Diplomarbeit: Ausstellung „ON - Type“

Design: Marcel Häusler, Ludwigshafen

Projektpartner: Fachhochschule Mainz, Prof. Dr. Isabel Naegele

 

Diplomarbeit: Buch „TEILANSICHTEN“

Design: Il-Ho Jung, Mainz-Kastel

Projektpartner: Fachhochschule Mainz, Prof. Anna-Lisa Schönecker

 

Diplomarbeit: Katalog „Praehistorica Katalog 2012“

Design: Oleg Svidler, Mainz

Projektpartner: Fachhochschule Mainz, Institut Praehistorica, Prof. Ulysses Voelker

 

Diplomarbeit: Buchexperiment „eins und eins macht eins“

Design: Max Kostopoulos, Mainz

Projektpartner: Fachhochschule Mainz, Prof. Isabel Naegele, Prof. Petra Eisele,
Prof. Johannes Bergerhausen, Prof. Philipp Pape

 

Diplomarbeit: Buch „Das Mainzer Grotesk Experiment“

Design: Steffen Meyer, Wiesbaden

Projektpartner: Fachhochschule Mainz, Prof. Isabel Naegele

 

Auftragsarbeiten

Die Musterbox „Wolf-Manufaktur Musterbox”

Design: Wehr & Weissweiler, Büro für Gestaltung, Mainz  (Simon Wehr)

Auftraggeber: Wolf-Manufaktur Druckerei K. Wolf GmbH, Ingelheim

 

Corporate Design „ADAMS WEIN”

Design: Fuenfwerken Design AG, Wiesbaden

Auftraggeber: Weingut Adams, Ingelheim

 

Überarbeitung Corporate Design „Weingut Pflüger”

Design: Medienagenten oHG, Bad Dürkheim (Alexander Bechtloff)

Auftraggeber: Weingut Pflüger, Bad Dürkheim

 

Geschäftsbericht 2011 „Vielfalt erfahren.“

Design: 3st kommunikation GmbH, Mainz (Florian Heine)

Auftraggeber: Volkswagen AG

 

Buch „decodeunicode” - Die Schriftzeichen der Welt

Design: Siri Poarangan, Frankfurt / Main

Auftraggeber: Verlag Hermann Schmidt GmbH & Co. KG, Mainz

 

Buch „Texte zur Typografie - Positionen zur Schrift”

Design: Institut Designlabor Gutenberg, Fachhochschule Mainz (Stephanie Kaplan, Basel)

Auftraggeber: Institut Designlabor Gutenberg, Fachhochschule Mainz

 

Multimediale Inszenierung „3000 Jahre befestigter Ort“

Design: Teamstrathenwerth GmbH,Basel(Christoph Strathenwerth)

Auftraggeber: Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz

 

Buch „Fachchinesisch Typografie”

Design: Mittelpunkt Zhondian, Berlin (Susanne Zippel)

Auftraggeber: Verlag Hermann Schmidt Mainz GmbH & Co. KG

 

 

 

Stefanie Mittenzwei
Pressesprecherin
Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung
Tel. 06131/16-2550

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