Gerold Reker, Präsident der Architektenkammer Rheinland-Pfalz, nutzte seinen Redebeitrag, um Baukultur ins Gespräch zu bringen: „Bauliche Investitionen müssen, damit sie langfristig wertbeständig sind, hohen Qualitätsanforderungen genügen: Funktional wie energetisch, ästhetisch wie wirtschaftlich. Baukulturelle Qualität, die länger hält und mehr leistet als billige Baumasse von der Stange kann deshalb zum zentralen Erfolgsfaktor werden“. Dass es hier bei Leibe nicht nur um Neubau und nicht um Großprojekte gehen muss, machte er im gleichen Atemzug klar: „Erneuerungen im Bestand schonen Ressourcen und bewahren die den Altbauten über die Jahre zugewachsene Einzigartigkeit. Gerade kleine Betriebe sollten den Mut und die Weitsicht haben, in Qualität zu investieren, statt sich in immer neue, kurzlebige Trends zu verlieren“.
Hotellerie und Gastgewerbe steht in Rheinland-Pfalz vor einem ganzen Bündel von Herausforderungen: In vielen Betrieben kündigt sich ein Generationenwechsel an. Gleichzeitig wächst deutschlandweit und darüber hinaus das Angebot an attraktiven Zielen, die drittens immer mehr auch auf den demografischen Wandel reagieren. Für historisch gewachsene, oft im Familienbesitz befindliche Betriebe ist das alleine von baulicher Seite her keine einfache Situation: „In historischen Gebäuden und bestehenden Gasthäusern sind neue Verordnungen und Bestimmungen nur schwer zu realisieren, hierzu braucht es Experten und Geschick in der Umsetzung. Das übergeordnete Ziel bleibt es, neue Gäste zu gewinnen und durch intelligente Lösungen neue attraktive Angebote zu schaffen: damit aus einem Gastraum ein Lebensraum wird.“ sagt Gereon Haumann, Präsident DEHOGA Rheinland-Pfalz e.V.
Das Land unterstützt in seiner Tourismusstrategie die qualitativ hochwertigen Angebote des rheinland-pfälzischen Gastgewerbes, mit denen neue Kundengruppen gewonnen werden können. Eines der Themen, das auf der Fachtagung diskutiert wurde, ist die Barrierefreiheit.
„Barrierefreiheit in Hotellerie und Gastronomie ist ein Plus, mit dem Unternehmen ebenso punkten können wie mit ansprechender Architektur. Ein stufenloser Zugang zum Hotel oder eine ebenerdige Dusche machen den Aufenthalt für Rollstuhlfahrer sowie für Familien mit Kinderwagen aber auch für ältere Menschen einfacher und angenehmer. Es ist sinnvoll, bei Neu- oder Umbauten solche Dinge zu bedenken. Architekten und Bauherren sind gefordert, die Barrierefreiheit im Blick zu haben. Was wir dann erreichen, ist ein ‚Tourismus für Alle‘“, sagte Wirtschaftsstaatssekretär Uwe Hüser.
Mit dem Praxischeck „Richtig investieren – richtig finanzieren“ zeigte die Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) Möglichkeiten auf, zusammen mit der Förderbank und den jeweiligen Hausbanken die richtigen Finanzierungsmittel zu finden: Hierbei kann die ISB auf eine umfangreiche Förderpalette zugreifen und ihren Kunden individuelle Lösungen im Rahmen von einzelbetrieblichen Förderungen bieten und dabei Mittel des Landes, des Bundes und der EU einbeziehen.
„Gerade für mittelständische Unternehmen aus dem Gastgewerbe, die einen stetigen Reinvestitionsbedarf zu bewältigen haben, sind die richtige Finanzierung und Fördermöglichkeiten bei Modernisierungs- und Investitionsmaßnahmen von großer Bedeutung. Als Förderinstitut des Landes stehen wir beratend zur Seite und unterstützen förderfähige Vorhaben von Beherbergungsbetrieben“, sagte Sibylle Schwalie, Bereichsleiterin der ISB.
Am Ende des Symposiums konnten die Tagungsteilnehmer einen großen Strauß von Diskussionsansätzen, Anregungen und strategischen Ansätzen mit auf den Weg nehmen. Eine konsequente Orientierung am Qualität und die gemeinsame, intensive Analyse der jeweils eigenen Stärken und der Betriebsphilosophie durch Architekten und Bauherren als Grundlage eines im Ergebnis dann sehr individuellen Zukunftskonzeptes zog sich durch die vorgestellten Praxisbeispiele als roter Faden.
Anliegen der Tagung war es, Baukultur und zeitgenössisches Bauen als Erfolgsstrategie ganz allgemein ins Gespräch zu bringen, gleichzeitig aber praktische Handreichungen für die Umsetzung zu bieten. Experten wie Prof. Dr. Axel Dreyer von der Hochschule Harz oder Jan Hamer, Betreiber der Internetplattform www.urlaubsarchitektur.de markierten theoretische Eckpunkte in der Diskussion. Anhand dreier Projekte aus dem Vinschgau, aus dem Schwarzwald und der Pfalz wurden praktische Erfolgsstrategien beim Hotelbau in einer denkmalgeschützten Umgebung, bei der Verzahnung einzelbetrieblicher Investitionen mit einer ambitionierten kommunalen Tourismusstrategie und in der Weingastronomie vorgestellt und diskutiert.
Annette Müller
Architektenkammer Rheinland-Pfalz,
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E-Mail: mueller(at)akrp.de
Susanne Keeding
Pressesprecherin
Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung,
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