| Pflanzenschutz / Ernährungssicherung

Schmitt: Reduktion durch Innovation / Absage an Dirigismus

Um die ehrgeizigen Reduktionsziele beim Pflanzenschutz zu erreichen und landwirtschaftliche Produktion zu sichern, setzt die rheinland-pfälzische Landwirtschaftsministerin Daniela Schmitt auf Innovation und Technologieoffenheit. Dirigistische Methoden lehnt sie ab. Die Ministerin hatte zu einer Podiumsdiskussion mit Experten in die Landesvertretung nach Brüssel eingeladen.

„Angesichts der weltweiten geopolitischen Verwerfungen, angesichts einer weiter steigenden Weltbevölkerung und mit Blick auf die Auswirkungen des Klimawandels muss eine verantwortungsvolle europäische Agrarpolitik verstärkt auf integrierten, digital unterstützten Pflanzenschutz sowie innovative Züchtungsmethoden und technologische Verfahren setzen. Undifferenzierte Reduktionsziele und pauschale Verbote führen in die Sackgasse“, sagte die Ministerin auf der von ihr initiierten Podiumsdiskussion „Pflanzenschutz der Zukunft: Reduktion durch Innovation“ vor Repräsentanten der Agrar- und der Umweltpolitik. 

In der von der Europäischen Kommission im Juni 2022 vorgeschlagenen Reform der „Pestizidrichtlinie“ soll erstmals ein rechtlich verbindliches Reduktionsziel beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln festgeschrieben werden: Bis 2030 sollen 50 Prozent weniger chemische Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden. Ferner sollen in Zukunft alle Pflanzenschutzmittel in „empfindlichen Gebieten“ verboten werden. Allein in Rheinland-Pfalz wären von diesem pauschalen Verbot knapp 40 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche betroffen, insbesondere der Wein- und Obstbau.

„Wir lehnen einen solchen Dirigismus ab und setzen auf differenzierte, standortangepasste Lösungen, Kooperationen und den technischen Fortschritt wie beispielsweise das Digital Farming“, sagte Schmitt. Ein moderner, integrierter Pflanzenschutz beginne bei der Auswahl passender und möglichst resistenter Sorten, führe über modernste mechanische und biologische Methoden und setze lediglich als „ultima ratio“ chemische Mittel bei der Bekämpfung von Schaderregern ein, erklärte die Ministerin. Den europäischen Landwirten müsse ein voller Instrumentenkasten zur Verfügung stehen, damit sie die vom Markt geforderten Mengen und Qualitäten erzeugen könnten. Europa müsse seinen Beitrag leisten, um das weltweite Angebot an Nahrungsmitteln hoch und die Preise bezahlbar zu halten. „Wir müssen ökonomische, ökologische und soziale Ziele neu austarieren - mit Fokus auf die Vereinbarkeit von ökonomischer und ökologischer Nachhaltigkeit“, forderte die Ministerin. „Mir ist es wichtig, dass Pflanzenschutz und der Schutz der ökonom
ischen Basis unserer Landwirte nicht im Widerspruch zueinanderstehen.“

Zu Beginn der Podiumsdiskussion beleuchtete Prof. Dr. Andreas von Tiedemann von der Georg-August-Universität Göttingen aktuelle Aspekte des Pflanzenschutzes aus Sicht der Wissenschaft. Prof. Dr. Gabi Krczal von der Gesellschaft für Pflanzenbiotechnologie stellte neue molekulargenetische Verfahren in der Pflanzenzüchtung und im Pflanzenschutz vor.

Teilnehmer der von der Journalistin Katrin Pribyl moderierten Diskussion waren Maria Pilar Aguar Fernandez, Direktorin der DG SANTE bei der Europäischen Kommission, Eberhard Hartelt, Vorsitzender des Fachausschusses Umwelt im Deutschen Bauernverband, Dr. Christian Lang, Verband der Hessisch-Pfälzischen Zuckerrübenanbauer, sowie André Prescher, Bund für Umwelt und Naturschutz.

„Wir brauchen den Mut zu Innovation und Technologieoffenheit, aber auch bewährtes Wissen und überlieferte Erfahrungen. Wir brauchen das Beste aus allen Denkrichtungen, Schulen und Welten“, so das Fazit der Ministerin.

Carsten Zillmann
Pressesprecher
Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau
Tel. 06131/16-2550

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