| Spitzengespräch Weinbau

Schmitt: Herausforderungen im Weinbau gemeinsam meistern – EU, Bund, Land und Branche im engen Schulterschluss

Die rheinland-pfälzische Weinbauministerin Daniela Schmitt hat führende Vertreter der Weinbaubranche zum Spitzengespräch Weinbau ins Ministerium nach Mainz eingeladen und sich über Maßnahmen zur Unterstützung der Weinbranche ausgetauscht. Hintergrund sind die aktuellen Herausforderungen der Branche, dabei insbesondere das Überangebot an Wein und der sinkende Weinabsatz weltweit, auch aufgrund eines veränderten Konsumverhaltens.

„Der enge Austausch mit der Weinbaubranche ist mir besonders wichtig. Beim Spitzengespräch haben wir uns über wichtige Maßnahmen auf EU-, Bundes-, sowie Landesebene ausgetauscht, Stimmungsbilder eingefangen und uns auf weitere mögliche Schritte verständigt. Einiges zur Stärkung des Weinabsatzes und zur Eindämmung des Weinüberangebots haben wir im Schulterschluss mit der Branche in Rheinland-Pfalz bereits umgesetzt. Andere Dinge gilt es nach Berlin und Brüssel zu tragen. – Denn klar ist, ein Bundesland alleine wird die Probleme auf dem EU- oder gar Weltmarkt nicht lösen können. Aber es kann sich konstruktiv einbringen. Das hat Rheinland-Pfalz bereits in der Vergangenheit erfolgreich getan. Und diesen entschlossenen Weg werden wir auch in Zukunft weitergehen und unsere rheinland-pfälzischen Belange einbringen“, betonte die rheinland-pfälzische Weinbauministerin Daniela Schmitt. „Wir alle –  damit meine ich die EU, den Bund, die Länder und die Weinbaubranche müssen die Herausforderungen auf dem Weinmarkt gemeinsam im engen Schulterschluss angehen“, betonte Schmitt.

„Betroffen von den Absatzschwierigkeiten ist die Weinwirtschaft in ganz Europa bzw. weltweit. Daher gilt es, an Lösungen zu arbeiten, die dem EU-Markt insgesamt helfen“, sagte Ministerin Schmitt, die zugleich darauf hinwies, dass es trotz der herausfordernden Situation vielen rheinland-pfälzischen Weingütern auch dieser Tage gelinge, sich erfolgreich auf dem Markt zu positionieren. Vieles laufe also auch sehr gut. Die Lage sei sehr unterschiedlich.

Auf dem Spitzengespräch wurden sowohl länderspezifische als auch nationale und EU-weite Lösungsmöglichkeiten besprochen: „Es ist gut, dass die EU mit der High Level Group* für den Weinsektor bereits erste Schritte unternommen hat, um das Problem anzugehen.“

Am Austausch in Mainz nahmen rund 40 Branchenvertreter teil. Darunter Vertreter der Weinbauregionen, von Verbänden, Kammern, Gebietsweinwerbungen, Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinland-Pfalz und Weincampus Neustadt.

Bisher konnten in Rheinland-Pfalz bereits einige Maßnahmen umgesetzt werden:

Allgemein

  • Einsatz einer Expertengruppe durch Weinbauministerin Daniela Schmitt im Oktober 2024; bestehend aus Wissenschaft und Agrarverwaltung um Prof. Dr. Marc Dreßler vom Weincampus Neustadt und Prof. Dr. Ulrich Fischer vom DLR Rheinpfalz. Diese Expertengruppe hat erste Analysen wie zum Beispiel über den zu erwartenden Konsumrückgang vorgestellt und berät weiter.

Absatzförderung / Weinmarketing, Messen

  • Weinwerbung / Weinmarketing im In- und Ausland wurden verstärkt (u.a. mit neuem Marketing RLP Gold, („Die Goldenen Sechs/Gold im Glas“). So ist Rheinland-Pfalz im Rahmen des Außenwirtschaftsprogramms des MWVLW mit seinen Weinen vertreten auf der Pro Wine in Tokio (Japan); 2025 auch auf der VINEXPO in Miami (USA) und bietet speziell für die Weinbranche eine Wirtschaftsreise nach Belgien an. (Vgl. Außenwirtschaftsprogramm des Wirtschaftsministeriums RLP)

Ziel ist es, neue Absatzmärkte zu erschließen und höhere Absatzzahlen zu erreichen. Die vom MWVLW organisierten, internationalen Messepräsenzen unserer rheinland-pfälzischen Weinwirtschaft, z.B. bei der Pro Wine Tokio oder der Vinexpo Miami helfen dabei.

 

  • Rheinland-Pfalz wird die Präsentation rheinland-pfälzischer Weine bei Zielgruppenveranstaltungen von Wirtschaft, Medien und Politik intensivieren, bei jeder Außenwirtschaftsreise und -veranstaltung rheinland-pfälzische Weine präsentieren. Dazu gehörten bereits in der Vergangenheit große Events wie die Grüne Woche Berlin (Präsenz auch im Januar 2025; Schwerpunkt Wein), Veranstaltungen in Brüssel, Weinpräsentationen auf Wirtschaftsreisen – zuletzt 2024 in Indien, Brasilien, Dänemark und Frankreich mit B2B-Gesprächen von rheinland-pfälzischen Winzern oder Weinhändlern mit Partnern im jeweiligen Land zum Aufbau von Geschäfts-, Handelsbeziehungen.

 

  • Rheinland-Pfalz erhöht die Mittel für die Gemeinschaftswerbung und Absatzförderung auf dem Drittlandsmarkt um eine Million Euro: So stellt RLP aus seinem EU-Budget eine Million Euro zusätzlich für die Gemeinschaftswerbung für die Absatzförderung auf dem Drittlandsmarkt und für Informationsmaßnahmen auf dem europäischen Binnenmarkt zur Verfügung, von der das Deutsche Weininstitut sowie Weinbaubetriebe selbst über Antragstellung unmittelbar profitieren können. Somit stehen in diesem Bereich insgesamt 3 Millionen Euro zur Verfügung.

 

  • Die Abgabe für absatzfördernde Maßnahmen (AbföG Wein**) soll auf Wunsch der Branche auf 1 Euro pro Ar erhöht werden (ab 2026); die Mittel dienen den Gebietsweinwerbungen für Marketing, Öffentlichkeitsarbeit, Messebeteiligungen.

Angebotsminderung

  • Für die Jahre 2025 und 2026 wird im Einvernehmen mit der Branche in RLP die Erteilung von Neuanpflanzungsrechten auf ca. 0,05 Prozent der Gesamtrebflächebeschränkt (statt bisher 1 Prozent). Dies sind z.B. für Rheinhessen 13 Hektar anstelle maximal 260 Hektar. Das verringert eine Ausweitung des Weinangebots.

 

  • Die Gültigkeitsdauer vonPflanzgenehmigungen, die in 2024 oder 2025 auslaufen würden, werden um 3 Jahre verlängert und nicht in Anspruch genommene Neupflanzungsgenehmigungen können ohne Sanktionen bis Ende des Jahres zurückgegeben werden. Das verringert das Angebot und schützt Weinbaubetriebe vor Sanktionen (Strafzahlungen) nach EU-Recht. (Nationales Recht; Bund hat Änderung des Weingesetzes vorgenommen; muss noch veröffentlicht werden).

 

  • Es ist beabsichtigt, dass die Ausübung des Wiederbepflanzungsrechts von 3 bzw. 6 auf dann 8 Jahre verlängert wird. (Nötige Änderung seitens der EU im EU-Recht vorgesehen, muss dann formal noch in Nationales Recht umgesetzt werden.)

Weiteres

  • Das Land Rheinland-Pfalz wird weiterhin umfangreiche Beratungskapazitäten via Dienstleistungszentren Ländlicher Raum, LWK und auch BWV zur Verfügung stellen bzw. unterstützen. Insbesondere geht es dabei derzeit um die sozioökonomische Begleitung der Betriebe.

  • Außerdem können zinsgünstige Kredite seitens der Landwirtschaftlichen Rentenbank hierbei eine Rolle spielen, um die Liquidität stark betroffener Weinbaubetriebe zu sichern.

 

  • High Level Group der EU*, erarbeitet Vorschläge für den europäischen Weinmarkt. Im Dezember 2024 letzte Sitzung mit Präsentation der Vorschläge. Die High Level Group beschäftigt sich mit Themen, über die sich auch beim Spitzengespräch Weinbau in Mainz ausgetauscht wurde, das sind u.a. ein Anbaustopp, Verlängerung der Fristen zur Wiederbepflanzung, Krisendestillation, Absatzförderungsmaßnahmen stärken und vereinfachen, Herstellung alkoholfreier oder alkoholreduzierter Weine. 

  • Das Thema Rotationsbrache als Mittel zur Krisenbewältigung soll weiterverfolgt werden. Für eine gute Lösung für die Weinbranche müsste der derzeitige EU-Rechtsrahmen geändert werden, sodass mit Blick auf den GAP-Strategieplan 2027 dort eine akzeptable Honorierung dieser Maßnahme angestrebt wird.

 

  • Erste gemeinsame Weinbaukonferenz von Rheinland-Pfalz und Hessen für 2025 geplant, um auch hier Synergien zu nutzen und die Herausforderungen als große weinbautreibende Länder gemeinsam anzugehen. Übrige weinbautreibende Länder werden eingeladen.


„Der Austausch war insgesamt sehr konstruktiv und lösungsorientiert. Mit unseren landesweiten Maßnahmen unterstützen wir auf vielen Ebenen. Wir stärken das Marketing für RLP Weine massiv, wir mindern im Einvernehmen mit der Branche das Angebot, um so auch die Preise zu stützen und verschaffen den Winzern durch Fristverlängerungen Zeit, sich über die Strategie des eigenen Unternehmens klar zu werden. Auch mit den verlängerten Fristen dämmen wir das Angebot ein. Selbstverständlich müssen die noch folgenden Maßnahmen auf EU- und Bundesebene immer im Kontext betrachtet und eigene Maßnahmen gegebenenfalls angepasst werden. Wir werden die Belange der rheinland-pfälzischen Weinbranche auch weiterhin mit Entschlossenheit beim Bund und bei der EU einbringen“, betonte Schmitt abschließend.

 

*High Level Group for EU Wine sector: https://agriculture.ec.europa.eu/news/commission-launches-high-level-group-eu-wine-sector-2024-07-08_en

** AbföG Wein = rheinland-pfälzisches Absatzförderungsgesetz Wein.

 

Nicola Diehl
Pressesprecherin
Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau
Tel. 06131 16-2550

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