„Der Schock von Fukushima hat die deutsche Atompolitik immerhin auf die Beschlüsse des rot-grünen Atomausstiegs zurückgebracht und die Verlängerung der AKW-Laufzeiten verhindert. Ob das hält, ist nicht ausgemacht.“ Der Machtkampf am Energiemarkt habe sich verstärkt, so Lemke. „Die Energiewende entwickelt Tempo, das kann auch zu Widerstand führen. Wir wollen die Bürger mitnehmen – für mehr Sicherheit, für Klimaschutz und für eine dauerhafte Versorgung mit Erneuerbaren Energien, dort wo wir sie brauchen.“
Auch in Europa spiele die Atomkraft aber nach wie vor eine viel zu große Rolle in der Energieversorgung. „Wir lassen deshalb nicht nach“, so die Ministerin. „Wir haben wiederholt die Abschaltung von pannenträchtigen Reaktoren gefordert, etwa das Aus für das AKW Biblis oder das AKW im französischen Cattenom. Dass Länder wie Polen, China, Canada, Russland, Türkei, Südkorea und der Iran inzwischen sogar wieder den Bau neuer AKWs planen, ist untragbar und muss unbedingt verhindert werden.“
Auch in Rheinland-Pfalz waren Auswirkungen des Unglücks von Fukushima bemerkbar. 25 mal mehr Menschen als vorher informierten sich per Internet über die Messwerte des rheinland-pfälzischen Reaktorfernüberwachungssystems mit seinen automatischen Messstationen http://www.mwkel.rlp.de/Strahlenschutz/Radioaktive-Stoffe,-Abfaelle,-Vorsorge/Radioaktvitaetsmesswerte/ Zusätzliche Server-Kapazitäten mussten bereit gestellt werden. Besorgte Rückkehrer von Japanreisen konnten kostenfrei Messungen auf möglicherweise aufgenommene Radioaktivität vornehmen lassen. Insbesondere die nach Fukushima entsandten Helfer nahmen den Service in Anspruch. Es wurden keine relevanten Kontaminationen festgestellt, nur in 2 Fällen konnten Spuren von Radioaktivität nachgewiesen werden.
Der Zoll führte an den Flughäfen in Zweibrücken und Hahn, wo mit Waren aus Japan zu rechnen war, Messungen durch. Es wurde lediglich ein leicht kontaminiertes Gepäckstück sichergestellt, dass nach der Messung zurückgesendet wurde. Nach dem 25.03.2011 konnte in Deutschland das Bundesamt für Strahlenschutz Spuren radioaktiver Stoffe in der Luft messen. Die Konzentrationen lagen im Bereich einiger Millibecquerel pro Kubikmeter und somit etwa um den Faktor 1000 unterhalb der Konzentrationen, die 1986 bei dem Unfall von Tschernobyl gemessen worden waren.
Am 11.03.2011 um 06:46 MEZ ereignete sich etwa 130 Kilometer östlich der Küste des japanischen Küstenortes Fukushima das schwere Tohoku-Erdbeben. Die Wellenhöhe des Tsunamis betrug etwa 14 Meter, das AKW Fukushima Daiichi war aber nur für eine Höhe von 5,7 Meter gerüstet. In Folge der Überflutung des Werksgeländes fielen dort alle Notstrom-Dieselaggregate der Blöcke 1 bis 3 aus. Dies hatte den Ausfall der Nachkühlung der Reaktorkerne zur Folge. In den Reaktoren kam es zu Kernschmelzen und Wasserstoff-Explosionen. Erhebliche Mengen radioaktiver Stoffe wurden in den Pazifik und in die Atmosphäre freigesetzt. Der Unfall wurde in die INES-Stufe 7 (katastrophaler Unfall) eingestuft.
Stefanie Mittenzwei
Pressesprecherin
Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung
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