In der öffentlichen Diskussion gilt das Bruttoinlandsprodukt (BIP) als Anzeige für Wohlstand und sozialen Fortschritt. „Das BIP ist ein wichtiger Maßstab für die Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft“, so Wirtschaftsministerin Eveline Lemke. „Der Wert von Kinderbetreuung, die Pflege alter Menschen durch Angehörige, ehrenamtliche Arbeit, aber auch die ökologischen Kosten unseres Wirtschaftens werden in der Berechnung des Bruttoinlandsproduktes jedoch nur teilweise berücksichtigt. Wenn wir also ein umfassendes Bild unserer Gesellschaft haben wollen, benötigen wir ein neues Messinstrument.“
Das Wirtschaftsministerium Rheinland-Pfalz hat deshalb beim Institut für interdisziplinäre Forschung (FEST) Heidelberg eine Studie zum Regionalen Wohlfahrtsindex Rheinland-Pfalz (RWI) in Auftrag gegeben, die erstmals einen umfassenden Ansatz zur Wohlfahrtsmessung im Land anwendet.
Lemke: „Neben dem BIP ist für uns die eigentliche Kernfrage, inwieweit es der Gesellschaft insgesamt gelingt, die materiellen und sozialen Bedürfnisse möglichst vieler Menschen zu befriedigen, ohne dabei die natürlichen Lebensgrundlagen über Gebühr zu strapazieren oder gar zu zerstören. Mit dem Regionalen Wohlfahrtsindex lässt sich messen, ob eine Gesellschaft in dieser Frage Fortschritte macht. Und das muss für die Politik das klare Ziel sein.“
„Das Thema gesellschaftliche Wohlfahrt geht uns alle an. Wenn die Landesregierung hierzu einen neuen Vorschlag vorlegt, wie jetzt mit dem Regionalen Wohlfahrtsindex, ist es wichtig, dass sich die Bürgerinnen und Bürger unseres Landes mit diesem Vorschlag auseinandersetzen“, so der Sprecher der Lokalen Agenda 21 in Stadt und Kreis Neuwied.
Hintergrund:
Der Regionale Wohlfahrtsindex Rheinland-Pfalz, der für die Jahre 1999 bis 2010 vorliegt, zeigt, dass insbesondere in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrzehnts die Wohlfahrt im Land trotz steigendem Bruttoinlandsprodukt abgenommen hat. Hintergrund sind die gewichteten Konsumausgaben, die sich aufgrund wachsender Einkommensunterschiede überwiegend negativ entwickeln. Aber auch die Kosten für die Beseitigung von Umweltschäden spielen eine bedeutende Rolle für den Verlauf des Indexes.
Ruth Boekle
Pressesprecherin
Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung
Telefon 06131 16-2549