„Kunsthandwerker stellen keine Massenware sondern Einzelstücke her. Sie schaffen mitunter auch Kollektionen kleinerer Stückzahl, oftmals nach individuellem Geschmack der Kunden. Ihre Objekte sind unverwechselbar, die Materialien sind oft kostbar – das alles macht, dass Kunsthandwerk selbst in einer schnelllebigen Zeit Bestand hat. Die Preisträgerinnen und Preisträger gehören zu den Besten im Land“, schickte Wirtschaftsministerin Eveline Lemke Glückwünsche an die Ausgezeichneten. Dr. Fred Schmittgen vom Wirtschaftsministerium verlieh die Preise und würdigte die Arbeiten.
Neben den Staatspreisen wurden auch Förderpreise vergeben an: Anna Elsbeth Ameling, Idar-Oberstein (Schmuckdesignerin), Sarah Sauerborn, Trierweiler (Goldschmiedin) und Sebastian Schreiber, Ludwigshafen (Metallgestalter). Der Preis des Handwerks Rheinland-Pfalz geht zu gleichen Teilen an: Sebastian Schreiber und Bernd Funk von der Werkstätte für Metallgestaltung in Offenbach/Queich; an Günter Matten, Bad Marienberg (Metallbauermeister), Andreas Schiegnitz, Obrigheim/Albsheim (Musikinstrumentenbauermeister, Orgelbauer) und Tom Munsteiner, Stipshausen (Edelsteinschleifermeister).
Ministerin Lemke war es ein wichtiges Anliegen, die Mittel zur Durchführung des Wettbewerbes „Staatspreis Kunsthandwerk“ trotz der bestehenden Einsparzwänge vor dem Rotstift zu bewahren. „Kunsthandwerkliche Produkte, die auch im Alltag zu gebrauchen sind, etwa Geschirr oder Schmuck verkaufen sich auch viel besser als Massenware. Sie sind außerdem nicht so sehr dem Preiswettbewerb ausgesetzt. Der Preis ist Ansporn, gutes Design zu gestalten“, so Lemke.
Die rheinland-pfälzischen Handwerkskammern haben schon seit langem erkannt, wie wichtig gut gestaltete Produkte für den wirtschaftlichen Erfolg ihrer Betriebe sind.Bereits seit 1961 unterhalten die Handwerkskammern die vom rheinland-pfälzischen Wirtschaftministerium geförderte Beratungsstelle für Formgebung, die intensiv die Beratung und Betreuung der Betriebe des gestaltenden Handwerks wahrnimmt.
Stefanie Mittenzwei
Pressesprecherin
Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung
Tel. 06131/16-2550
Anhang: Würdigungen der Preisträger durch Mitglieder der Jury
Die Staatspreise 2013 für das Kunsthandwerk Rheinland-Pfalz
Batho Gündra Worms, Goldschmied, Diplom-Designer
Die Arbeiten überzeugen mit ihrer klaren Formensprache und der meisterhaften handwerklichen Ausführung – Ergebnis einer konsequenten Entwicklung. Eine eindeutige Aussage im Bereich des zeitgenössischen Schmucks.
Carmen Hauser Odernheim, Diplom-Designerin, Schmuck- und Edelsteindesign, Master of Arts
Erde, Harz, Rosenblätter, Efeu und Ahorn. Carmen Hauser schneidet, presst und schichtet pflanzliche Materialien perfekt und kombiniert sie mit edlen Steinen und Metallen gekonnt zu faszinierenden skulpturalen Schmuckobjekten, die einen unbefangenen Weg von der formalen Strenge bis zur Poesie gehen. Vergänglichkeit des Materials, Leichtigkeit des Seins und zukunftsweisende Gestaltung werden in diesen Arbeiten zum schlüssigen Konzept. Der Schmuck von Carmen Hauser entfaltet eine herausragende Wirkung: opulent, mächtig und würdevoll, schlicht und sensibel zugleich. Er vermittelt eine neue Stufe der Kreativität.
Martin Schlotz Laudert, Keramiker
Die traditionelle Handwerkskunst der Gefäßkeramik lässt sich nicht neu erfinden, Formen und Techniken sind über Jahrtausende geprägt, entsprechend hoch liegen die Maßstäbe für eine zeitgemäß signifikante Produktgestaltung. Die keramischen Arbeiten von Martin Schlotz spiegeln eine lange Auseinandersetzung und gereifte Entwicklung. Nahezu architektonisch wirken seine Gefäße: Etagen, die sich in differenten Größen aufeinander türmen, ihre Massivität aus Porzellan und Steingut, die reduzierte Farbigkeit im rhythmischen Wechsel in der strengen Ordnung der Gruppe. Diese fast mathematische Korrektheit durchbrechen sensible Übergänge, schmeichelnd weiche Radien, samtig mattierte Oberflächen mit Glasuren in fließend anmutender Konsistenz. Die Objekte von Martin Schlotz sind Kompositionen der Kontraste, die ihren irdenen Ursprung bewahren, sie sind skulpturale Gefäße in vollkommener Form.
Die Förderpreise für das Kunsthandwerk Rheinland-Pfalz
Anna Elsbeth Ameling Idar-Oberstein, Schmuckdesignerin M.A.
Nach anfänglicher Irritation beeindrucken die mit sicherem Gespür und großem Geschick gearbeiteten Schmuckstücke. Mit liebevoller Hingabe werden aus den verschiedensten Materialien kleine, sehr persönliche Kunstwerke gefertigt. Selbst die Verpackung ist so gestaltet, dass sie zur Bühne für den großen Auftritt wird und einlädt in eine sehr besondere Welt.
Sarah Sauerborn Trierweiler, Goldschmiedin, Diplom-Designerin, Modedesign
‚4-Gewinnt-Kleid mit Kette‘: Unbeschwert das Leben genießen, spielen nach Lust und Laune im luftigen Sommerkleid, geziert mit passendem Schmuck. Als Bestandteil ihrer Diplomarbeit hat Sarah Sauerborn diese Idee verwirklicht: ein schlichtes Kleid aus schwarzem Leinen und fliederfarbener Organza Seide, das zum Spiel ‚Vier-Gewinnt‘ im Rückenteil verführt. Als Spielsteine dienen die leichten, hohl montierten Silberjetons der dazu gehörenden Kette. Kleid und Schmuck überzeugen durch ihre klare Gestaltung mit feinen, herausgearbeiteten Details, der ‚anziehenden‘ Spielidee, einer für die Trägerin angenehmen Materialität und der präzisen handwerklichen Bearbeitung
Sebastian Schreiber Ludwigshafen, Metallgestalter
Ist es ein Möbelstück oder ein Grill? Genau diese Unsicherheit weckt Interesse. Jedenfalls fühlte sich die gesamte Jury vom ersten Moment an angezogen von einem klaren und geradlinigen Objekt aus Stahl, welches durch seine Materialität und ausgewogene Proportion eine starke Präsenz ausstrahlt und erst auf den zweiten Blick seine Funktion preisgibt. Das Grill-Möbel von Sebastian Schreiber besticht durch seinen schlüssigen modularen Aufbau. Hinter dem schlichten äußeren Erscheinungsbild der stapelbaren Elemente, verbergen sich gut durchdachte und präzise verarbeitete technische Details – wie etwa ein höhenverstellbarer Kohlenrost, regulierbare Zuluftklappen und ein Gesundheitsgrillrost. Angenehm ist, dass diese Funktionen sehr selbstverständlich und zurückhaltend in das Gesamtbild des Produkts integriert sind. Die verwendeten Materialien stehen in spannungsvollem Kontrast. Während die Korpuselemente aus wetterbeständigem Cortenstahl bestehen, sind sämtliche Bedienteile und Elemente, die mit Lebensmittel in Berührung kommen, aus rostfreiem Stahl gefertigt. Rundum ein überzeugendes Produkt –man darf sehr gespannt sein auf weitere Arbeiten des jungen Metallgestalters.
Der Preis des Handwerks Rheinland-Pfalz geht an:
Sebastian Schreiber / Bernd Funk, Werkstätte für Metallgestaltung Offenbach/Queich
Die außerordentliche handwerkliche Qualität der Metallarbeiten von Sebastian Schreiber hat die Jury dazu bewogen, seine Arbeiten – neben dem Nachwuchs-Förderpreis, auch mit einem Preis für seine handwerkliche Leistung auszuzeichnen. Gleichzeitig werden damit auch der Betrieb und sein Inhaber ausgezeichnet, Herr Bernd Funk, Werkstätte für Metallgestaltung in Offenbach/Queich, in dem der junge Handwerker ausgebildet wurde und zurzeit tätig ist. Der Metallgestalter zeigt mit einer Bandbreite von eingereichten Arbeiten, vom fein ausgewogenen Besteck bis hin zum archaischen Grill, seine große Qualität als Gestalter und gleichzeitig sein beeindruckendes handwerkliches Können. Seine Produkte zeichnen sich aus durch klare Gestaltungskonzepte, durchdachte Funktion und eine erstaunliche Präzision in der Verarbeitung. Sein Umgang mit dem Werkstoff Metall ist dabei sehr feinfühlig. Alle eingereichten Arbeiten leben vom sensiblen Zusammenspiel unterschiedlicher metallischer Oberflächen, die ausgewogen und handwerklich perfekt miteinander kombiniert werden.
Günter Matten Bad Marienberg, Metallbauermeister
Die Kaminbauwerke aus der Metallwerkstatt von Günter Matten stehen alle für den „ästhetisch behutsamen Umgang mit dem aufregenden Element Feuer“. Der Preisträger versteht es auf seine unnachahmliche Art, Feuer eine Form zu geben und Wärme immer wieder aufs Neue eine besondere Strahlkraft zu verleihen. Form und Ausdruck sprechen für sich. Die Objekte sind gestalterisch in jeder Hinsicht überzeugend und zeigen auch praktisch, technisch und funktional ein besonderes Profil. Die der Jury in Realität und in Form von Fotografien und Zeichnungen vorgestellten Kaminbauwerke sind architektonische Elemente der besonderen Art, eigenständig und doch Teil einer Einheit mit dem gebauten Umfeld. Sie sorgen in allen Aspekten für Wohlgefühl, Wohlfühlen und steigern die Lebensqualität. Es sind alles Einzelstücke, zugeschnitten auf die Funktion und den jeweiligen Standort bzw. die Bedürfnisse des Nutzers. Die Objekte sind vorbildlich in der Gestaltung. Im Kleinen wie im großen Ganzen führt die hohe Gestaltungsleistung zu einer Ästhetik, der man sich als Betrachter nicht entziehen kann. Das ist das Ergebnis einer aufwendigen Fertigung, Verarbeitung und Materialität. Von der Materialauswahl über die Materialkombination bis hin zu Materialverarbeitung zeigt sich größte Handwerkskunst bis hin zur regelrechten Handwerkslust im Metallbau, gepaart mit technischer Finesse. Die handwerkliche Perfektion wird in den wertvollen Details deutlich erkennbar, genauso wie die Freude am Umgang mit dem Element Feuer.
Andreas Schiegnitz Obrigheim/Albsheim, Musikinstrumentenbauermeister,Orgelbauer
Die Jury überzeugte bei diesem Beispiel für die große Kunst des Orgelbaus, deren Resultat man nur mit allen Sinnen erleben kann, insbesondere die Harmonie in der Ausführung. Dem Orgelbauer Andreas J. Schiegnitz ist es auf spürbare und sichtbare Art und Weise gelungen, für die „Königin der Instrumente“ nicht nur die unterschiedlichsten Handwerksspezialitäten (von der Kirchenmalerei über das Schreinern bis zum Pfeifenbauer) miteinander einzigartig zu kombinieren, sondern auch die Vielfalt unterschiedlichster Materialien und die Materialfülle zu einem preiswürdigen Gesamtkunstwerk zusammenzuführen. Die ausgezeichnete Orgel zeichnet sich zusätzlich insbesondere durch hohe Detailgenauigkeit und die spürbare Konzentration auf die perfekte Ausführung jedes Details aus. Präzision ist bis in den kleinsten Winkel ist spürbar. „Man muss dem Klang eine Form geben!“ ist die Maxime von Andreas J. Schiegnitz. Das bedeutet, dass es ihm neben dem gestalterischen Anspruch beim Orgelbau auch um die Verwirklichung von unvergesslichem Klang und musikalischem Ausdruck geht.
Tom Munsteiner Stipshausen, Edelsteinschleifermeister
Hexagonal: Perfekt ist die handwerkliche Ausführung des kunstvollen Schliffs der Edelsteine Amethyst und Citrin, mit dem Tom Munsteiner Steine erst „zum Leben erweckt“ und faszinierende optische Effekte erzielt. Im Bewusstsein der handwerklichen Tradition entwickelt er moderne Steinpersönlichkeiten, die zum einmaligen Schmuckstück und Objekt werden. Formensprache, Tiefe und Brillanz, Weiterentwicklung des Edelsteinschliffs und zeitgemäße Umsetzung überzeugten die Jury.