| Landesverband der Energie- und Wasserwirtschaft

Energiewende mit der Gaswirtschaft gestalten

Die Energiewende führt zu fundamentalen Veränderungen des Energiemarktes in Deutschland: Grundsätzlicher Konsens ist der Ausbau der Erneuerbaren Energien, die zukünftig das Leitsystem der Energieversorgung bilden sollen. Welche Bedeutung hat der Energieträger Erdgas angesichts dieses gewaltigen Umbruchs zukünftig in Deutschland? Welche Auswirkungen haben die veränderten Bedingungen für die Gasversorger und ihre Kunden?

Diese Themen stehen im Mittelpunkt der Tagung „Erdgas im veränderten Markt“ des Landesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft Hessen/Rheinland-Pfalz (LDEW). Rund 80 hochkarätige Experten aus der Energiewirtschaft diskutieren heute und morgen in Stromberg über die zukünftige Rolle des Erdgasvertriebs, über die Potenziale innovativer Erdgasanwendungen und über notwendige Verbesserungen der politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.

„Die Politik sollte das Potenzial von Erdgas im Wärmemarkt, in der Stromproduktion und im Verkehrssektor anerkennen und durch ordnungspolitische Maßnahmen und Anreize viel stärker nutzen“, sagte Anke Tuschek, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), bei der heutigen Eröffnung der Tagung. „Erdgas hat heute einen Anteil von 50 Prozent am Wärmemarkt, der Energieträger ist in diesem für die Erreichung der Klimaziele wichtigen Bereich die Wunschenergie Nummer 1. Dagegen laufen Erdgaskraftwerke, die zum Ausgleich der fluktuierenden erneuerbaren Energien auf absehbare Zeit gebraucht werden, immer seltener und werden zunehmend unwirtschaftlich. Handlungsbedarf besteht auch im Bereich der Erdgasmobilität, mit der im Verkehrssektor viele Chancen für eine klimaschonendere Mobilität verbunden sind“,  so Tuschek.

Auf neue beachtliche Entwicklungsmöglichkeiten für kommunale und regionale Energieversorgungsunternehmen, wies Uwe Hüser, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung Rheinland-Pfalz hin. „Bis 2030 soll der im Land verbrauchte Strom bilanziell zu 100% aus heimischen Erneuerbaren Energien gewonnen werden“, betonte er. Mit dem weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien erfolge nicht nur eine zunehmende Dezentralisierung der Stromerzeugung sondern auch eine erhebliche Vergrößerung der Anzahl derjenigen, die einen wirtschaftlichen Nutzen aus der Stromerzeugung ziehen. „Die eigene regenerative Strom- und Nutzwärmeerzeugung, die Regelenergiebereitstellung, Lastmanagementmaßnahmen oder  Energiespeicherung, aber auch die Energieeinsparberatung der Endkunden werden neue wichtige Betätigungsfelder der Energieversorgung vor Ort bilden.“ Dies bedeute auch neue Aufgaben für die Gaswirtschaft.

Hüser: „Ein wichtiges Thema ist die Energiespeicherung in einem regenerativen Energieversorgungssystem. Klassische Stromspeicher wie Pumpspeicherkraftwerke oder Batteriesysteme, sind technisch zwar erprobt, weisen aber bei Weitem nicht die benötigten Speicherkapazitäten auf. Die stoffliche Speicherung von Energie beispielsweise in Form von Methan, Wasserstoff, aber auch Methanol bieten umfassendere Möglichkeiten. Mit Power-to-Gas-Technologien, die derzeit in verschiedenen Projekten getestet werden, soll es zukünftig ermöglicht werden, regenerativ erzeugten Überschussstrom zur Herstellung von Wasserstoff oder Methan zu nutzen, das in der bestehenden Erdgasinfrastruktur zwischengespeichert wird. Eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende braucht daher die Unterstützung der Gaswirtschaft, ihre Investitionen in die Infrastruktur, ihr Know-How und ihre Mithilfe, wenn es beispielsweise darum geht, schrittweise fossiles Erdgas durch regenerativ erzeugtes Methan zu ersetzen.“

Der Energieträger Erdgas sei trotz seiner hohen Anteile und umweltschonenden Eigenschaften kein Selbstläufer im Wärmemarkt, so der LDEW. Gefragt seien daher Ideen für einen nachhaltigen Energievertrieb,  innovative Techniken wie die „Stromerzeugende Heizung“ (Mikro-Kraft-Wärme-Kopplung), die Gaswärmepumpe oder zukünftig auch die Brennstoffzelle. Konzepte für Erdgas-Autos und zur Speicherung von Wind- und Sonnenenergie („Power-to-Gas“) werden immer wichtiger.

Speziell im Bereich Erdgasfahrzeuge tue sich derzeit viel, so der LDEW: In den nächsten Monaten werde eine Reihe neuer attraktiver Modelle auf den Automobil-Markt kommen. Vielen potenziellen Kunden sei aber oftmals noch nicht klar, dass Erdgasfahrzeuge trotz der etwas höheren Anschaffungskosten meist deutlich geringere Gesamtkosten für die Autofahrer aufweisen. So ließen sich die Kosten für den Brennstoff im Vergleich zu Benzin fast halbieren.

„Erdgas ist idealer Partner der Energiewende“, so Michaela Schmidt-Schlaeger, Geschäftsführerin des LDEW. „Erdgaskraftwerke sind hocheffizient und können die stark schwankende Stromerzeugung aus Wind und Sonne zügig und sicher ausgleichen, aber: Das bestehende Marktsystem sorgt dafür, dass zunehmend konventionelle Stromerzeugungsanlagen wie etwa effiziente Gaskraftwerke wirtschaftlich unter Druck kommen. Die Politik muss sich zügig mit den Fragen des künftigen Marktdesigns auseinandersetzen, um die notwendigen Rahmenbedingungen für den Bau von neuen, effizienten Kraftwerkskapazitäten insbesondere für die Zeit nach dem Jahr 2020 zu klären.“

 

Der LDEW vertritt die Interessen von rund 270 hessischen und rheinland-pfälzischen Versorgungsunternehmen mit den Sparten Strom und Fernwärme, Erdgas, Wasser und Abwasser gegenüber Politik, Behörden und der Öffentlichkeit. Er arbeitet mit dem BDEW Bundesverband in Berlin eng zusammen. Dabei versteht sich der Branchenverband als Bindeglied insbesondere auch zu kleineren und mittleren Unternehmen.

 

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