Lemke: „Fukushima hat alles verändert, weil selbst die Befürworter der Atomkraft einsehen müssen, dass diese Technologie nicht beherrschbar ist. Das gilt auch für Cattenom. Die Vorschläge aus Frankreich zeigen, dass es echte Sicherheit nicht geben kann. Vorsorge vor Atomkatastrophen lässt sich nur in höchst begrenztem Maße treffen.“ Lemke fordert schnell zu handeln. „Die von den Cattenom-Betreibern vorgeschlagenen Fristen für weitere Analysen und für die Behebung der schon erkannten Mängel ist viel zu lang. Wir wollen keine Katastrophe erleben.“
Die bisher vorliegenden französischen Empfehlungen greifen Erfahrungen der Atomkatastrophe von Fukushima auf und raten für Cattenom unter anderem zu Anpassungen der Regelwerke. So solle ein „harter Kern“ geschaffen werden mit beispielsweise zusätzlichen Stromversorgungen und Kühleinrichtungen. Dieser Kern solle auch extreme Situationen wie Naturkatastrophen – die gewaltiger sind als das, was bisher zu beachten war - überstehen können. Schwere Unfälle wie in Fukushima will man so verhindern oder Auswirkungen auf die Umwelt möglichst begrenzen. Zudem sollen die Systeme aus Expertensicht auch dann noch funktionieren, wenn das auslösende Ereignis mehrere Reaktoren eines Standorts betrifft.
Ministerin Lemke kritisiert, dass im Sicherheitsmanagement aber weitere wichtige Punkte fehlen, dieüber die vom Betreiber EDF bereits vorgeschlagenen Maßnahmen wie der Einrichtung einer schnellen Eingreiftruppe des Betreibers für Notfälle, die Bereitstellung eines zusätzlichen Notstromdieselaggregats je Kraftwerksblocks sowie zusätzliche Kühlmöglichkeiten für den Fall einer drohenden Kernschmelze hinausreichen. Nicht berücksichtigt wurden jedoch die Folgen einer Beschädigung des Containments, wie er z.B. durch einen Flugzeugabsturz erfolgen kann.
Im November berieten sich die von der französischen Aufsichtsbehörde Autorité de Sûrete Nucléaire (ASN) in die Bewertung des Stresstests einbezogenen Expertengruppen - das französische Institut für Strahlenschutz und Reaktorsicherheit: Institut de Radioprotection et de Sûreté Nucléaire (IRSN), die ständige Expertengruppe für Reaktoren: Groupe Permanent Réacteurs (GPR) und die ständige Expertengruppe für andere Nuklearanlagen: Groupe Permanent Usines (GPU) - über die vom Betreiber Électricité de France (EDF) vorgelegten Berichte. Den französischen Behörden war schon davor eine vorläufige Stellungnahme von Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Luxemburg übersandt worden, in der wichtige Mängel aufgelistet sind.
Stefanie Mittenzwei
Pressesprecherin
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Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung