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Becht: Das Beste aus allen Welten / Bioland-Wintertagung

Die Weltbevölkerung steigt, fruchtbare Flächen werden infolge des Klimawandels knapper, zunehmende Anforderungen an den Natur- und Artenschutz sowie ein erhöhter Flächenbedarf für die Erzeugung regenerativer Energien engen die Möglichkeiten der Produktion von Lebensmitteln auf heimischen Äckern ein. In dieser Situation müsse es darum gehen, ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit, wo immer möglich zu vereinen, erklärt Andy Becht, Staatssekretär im Landwirtschafts- und Weinbauministerium, bei der Bioland-Wintertagung auf der Ebernburg in Bad Münster am Stein/Ebernburg.

„Wir brauchen das Beste aus allen Welten, um die zukünftigen Herausforderungen für die Landwirtschaft zu bewältigen“, sagte Becht. „Wir müssen auf den verbleibenden Flächen so intensiv und gleichzeitig so nachhaltig wie möglich wirtschaften, um den heutigen und künftigen Bedarf an Lebensmitteln zu erschwinglichen Preisen zu decken.“ Landwirtschaft sei eine der wichtigsten Zukunftsbranchen. Um die Herausforderungen anzugehen, brauche es die besten Lösungen aus dem ökologischen und aus dem integrierten Landbau. 

„Wir brauchen die Eigenschaften alter Pflanzensorten und Tierrassen genauso wie neue Züchtungsverfahren und PIWIS. Wir brauchen die Kenntnisse ökologischer Zusammenhänge genauso wie die Digitalisierung und innovative Formen der passgenauen Applikation von Pflanzenschutzmitteln über Drohnen oder High-Tech-Geräte am Boden“, sagte Becht. 

Becht zufolge sitze die Landwirtschaft in Rheinland-Pfalz in einem Boot. Mit dem Green Deal und der neuen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) stehe den Landwirten und Winzern unabhängig von der Bewirtschaftungsform ein breiter Instrumentenkasten zur Erreichung der jeweiligen betrieblichen Ziele zur Verfügung. Auch die Möglichkeiten der Finanzierung seien gegeben: Für die Landwirtschaft in Rheinland-Pfalz sind für die Jahre 2023 bis 2027 insgesamt rund 1,52 Milliarden Euro zur Förderung der Landwirtschaft und des Weinbaus, für den Umwelt-, Natur-, Tier- und Klimaschutz sowie für die ländlichen Räume eingeplant. 

Gemeinsam gelte es, gegen praxisfremde Regeln im Pflanzenschutz zu kämpfen, betonte der Staatssekretär mit Blick auf den Verordnungsentwurf zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln. In bestimmten Gebieten wäre der Pflanzenschutzmitteleinsatz komplett untersagt. Ökologisch und konventionell wirtschaftende Betriebe könnten ihre Erträge und Qualitäten nicht mehr schützen.

„Wir bekennen uns zu dem Ziel der Reduktion des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln auf das absolut notwendige Mindestmaß. Hier leisten die Ökobetriebe wertvolle Beiträge und Pionierarbeit. Aber die rein politisch getriebenen Reduktionsziele aus Brüssel können uns nicht gefallen, weil kein Mensch weiß, welche neuen Schaderreger unsere Nutzpflanzen künftig bedrohen werden und welche Mittel in welchen Mengen wir einsetzen müssen, um diese zu bekämpfen“, betonte Becht. Denn auch im Ökolandbau eingesetzte Mittel wie Kupfer könnten von den Reduktionszielen betroffen sein.

Von einem Totalverbot von Pflanzenschutzmitteln jeglicher Art in so genannten empfindlichen Gebieten wären bei aktuell insgesamt knapp 703.000 Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche in Rheinland-Pfalz 37 Prozent betroffen und damit rund ein Drittel der Rebfläche und 60 Prozent des Obstbaus. „Dagegen müssen wir uns gemeinsam wehren, damit die Landwirtschaft in Rheinland-Pfalz eine Zukunft hat“, betonte Becht.  

Hintergrund:

2022 wurden insgesamt 87.016 Hektar ökologisch bewirtschaftet. Damit ist die Bio-Fläche im Vergleich zu 2021 um 6,2 Prozent gewachsen. Der Anteil der Öko-Fläche an der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche in Rheinland-Pfalz liegt damit bei 12,3 Prozent und ist rund 1,5 Prozent höher als im Bundesdurchschnitt. Alleine 20 Millionen Euro Flächenprämie sind für die Einführung und die Beibehaltung des Ökolandbaus zur Verfügung gestellt worden. 

Carsten Zillmann
Pressesprecher
Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau
Tel. 06131/16-2550

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